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Die Stadt  Grulich, heutiger tschechischer Name:   Králíky

Die Stadt Grulich liegt im östlichen Zipfel Böhmens, dicht an der mährischen und polnischen Grenze in den ausgedehnten Ausläufern des Grulicher Schneeberges (1422 m). Im Tale der March, die auf dem Schneeberg in einer Höhe von 1375 m entspringt, müssen die Züge von Hannsdorf außer einer beträchtlichen Steigung auch noch die letzten Ausläufer des Ebereschenberges (1003m) bewältigen.

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Aus der Geschichte der Stadt Grulich

Die älteste bekannte und glaubwürdige Urkunde über Grulich   stammt aus dem Jahre 1367. Es ist dies ein Schriftstück in der Landtafel, mit welcher Karl IV die Burg Schampack mit allem, was zu ihr gehörte, dem Herrn Cenék von Pottenstein schenkte. Er war der allernächste Verwandte der Witwe nach dem Raubritter Johann von Smojma, anderslautend Johann Pancir von Schampach. Bei der Aufzählung der Orte, die zu dieser Burg gehörten, wird sofort zu Beginn derselben das Bergwerk in Grulich angeführt.

Das Datum dieses Schriftstückes ist also nicht das Datum der Gründung von Grulich. Nirgends wurde eine Gründungsurkunde gefunden. Wir urteilen daher völlig logisch, daß Grulich  wahrscheinlich ungefähr hundert Jahre früher, also durch die letzten Przemysliden gegründet wurde und sich aus einer kleinen Siedlung entwickelte. Die Gründung des Ortes in noch frühere Zeit zurückzuverlegen, kann im Hinblick auf ungenügende schriftliche Vermerke, Mangel an archäologischen Funden und der Existenz nicht passierbarer Urwälder an der Grenze in diesem Gebiet nicht angenommen werden.

Beruhigen wir uns daher mit der bloßen Feststellung, daß die Dörfer Lipka, Erlitz, Mohrau und Üllersdorf in engster Nachbarschaft von  Grulich gelegen, ursprünglich tschechische Namen besaßen. Sie fallen daher unter die erste tschechische Kolonisation.

Die fortschreitende natürliche Weiterentwicklung der Einwohnerschaft führte sie bis an die Flußläufe und die Grenzgebirge, erreichte also diese Gegend und ging daher der späteren zweiten Kolonisationswelle durch die Deutschen voraus.

Selbst der Name Grulich  ist nach Meinung mancher Historiker wahrscheinlich deutschen Ursprungs und entsprang jedenfalls mit tschechischer Aussprache des deutschen Namens Greulich  durch Abändern in Krulych,  Greylich, Grulich,  welche Bezeichnungen wir in verschiedenen Urkunden finden.

Grulich  gehörte den Herren von Pottenstein bis zum Jahre 1577, dann kaufte es zusammen mit den umliegenden Orten Herr Zdenek von Waldstein. Auf dessen Bitte verlieh im gleichen Jahre Kaiser Rudolf II der Stadt Grulich das Recht auf drei Jahrmärkte. Diese Urkunde ist in tschechischer Sprache geschrieben. Außer dem Schloß, der Pfarre und dem protestantischen Bethaus, der heutigen katholischen Kirche, ließ Zdenek von Waldstein in der Kirchengasse ein kleines Haus als Schule erbauen. Auch ließ er den Stadtplatz nach dem Muster der Städtegründung zur Zeit der Kolonisation in der heutigen Form umbauen. Ein Jahr später bewilligte er die Erschließung einiger Zechen. Grulich entfaltete sich so zu einer florierenden Stadt von Leibeigenen.

Das Stadtwappen ist ein roter Schild, auf ihm ein Schwert mit goldenem "jilkem" Knauf mit aufwärtsgerichteter Schneide unter zwei gekreuzten silbernen Berghämmern.

Nach dem Tode des kinderlosen Zdenek von Waldstein ging die Herrschaft Grulich,  fortschreitend auf Eva von Lobkowitz über, die in zweiter Ehe mit dem Grafen von Hohenlohe verheiratet war. Diesem ließ sie die Herrschaft Grulich verschreiben.

Die abermals erhöhten Roboten, Abgaben und Gebühren, sowie die Begrenzung der Stadtrechte, waren die Ursache, daß im Jahre 1605 im Grulicher Herrschaftsgebiet ein Aufstand der Landbevölkerung ausbrach. An ihrer Spitze standen die Grulicher Bürger. Gegen die Aufständigen mußte die Militärbereitschaft des Gaues ausgesandt werden, die den Aufstand erst 1607 brach. Es war dies der größte Aufstand des leibeigenen Volkes in Nordosten Böhmens vor Ausbruch des 30 jährigen Krieges

Der 30 jährige Krieg traf Grulich  schon bei seinem Beginn sehr schlimm. Bereits in den Jahren 1620 bis 1621 durchzog Militär fünfmal die Stadt. Die Einwohner, an den Bettelstab gebracht, gebrandschatzt und geplündert, flüchteten in die tiefen Wälder unter dem Schneeberge.

Im Jahre 1628 wurde die Herrschaft an Gottfried Heinrich von Pappenheim verkauft. Über die vorwiegend protestantischen Einwohner kam ein weiteres Elend: Der neue Besitzer bemühte sich mit allen Mitteln die Einwohnerschaft zum katholischen Glauben zurückzuführen. Er erbat dazu die Hilfe der Jesuiten und Franziskaner, sowie der kaiserlichen Soldaten. Die Jesuiten ließen sich direkt in Grulich nieder. Ihrer unseligen Tätigkeit half auch noch die Pest, die im Jahre 1633 ausbrach und die Hälfte der Bevölkerung ausrottete. Die Jesuiten vertrieben den protestantischen Pfarrer und bereits im Jahre 1640 wurde der erste katholische Pfarrer ernannt.

In den Jahren von 1643 bis 1647 fielen unter Torstenson schwedische Soldaten mehrere Male in unsere Landschaft ein, verwüsteten und plünderten. An diese Zeit erinnern heute noch örtliche Benennungen in der Umgebung von Grulich: Der Schanzenberg bei Heidisch, das Schwedenkreuz bei Mittelwalde, Schanzen und die Schwedenkapelle bei Podlesi (?).

Im Jahre 1647 kam die Herrschaft infolge Heirat der Witwe nach Wolfgang Adam von Pappenheim an das Geschlecht der Althan.

Die dem Westfälischen Frieden (geschlossen 1648) folgenden Jahre waren von einer unerbittlichen Gegenreformation erfüllt und nur durch eine langsame Erneuerung des normalen Lebens gekennzeichnet. Ein weiterer Schlag: 1676 brannte die Stadt samt Kirche nieder, 1680 brach die Pest von Neuem aus. Das Bestreben, das Leben zu normalisieren, bewies die Tatsache, daß der Bürgermeister Johann Becker im Jahre 1648 die Schule in der Kirchengasse erneuern und regelmäßigen Unterricht erteilen ließ.

Der Richter von Mittel Lipka, Schliemann, ließ in den Bergwerken in der Umgebung der Stadt nach Silber schürfen. Die Ausbeute an silberhaltigem Erz war so gering, daß das Schürfen endgültig eingestellt wurde. Am Gipfel des Hofestollenberges oberhalb von Mittel Lipka sind noch heute Reste von Halden zu sehen, die höchst wahrscheinlich aus dieser Zeit stammen.

Der Bruder dieses Richters, Pfarrer von Grulich,   war der Urheber (Seele) des Gedankens, auf dem Lysa hora = Muttergottesberg, zu dessen Füßen sich der Kern der Stadt ausbreitet, einen Wallfahrtsort zu schaffen. Diesen Gedanken verwirklichte der Kanonikus zu St. Veit in Prag, Josef Tobias Becker, ein Grulicher Bürger und späterer Bischof von Königsgrätz.

In den Jahren 1696 bis 1700 wurde die Wallfahrtskirche erbaut, später in der Lindenallee zur Stadt der Kreuzweg, das frontale Stiegenhaus, der Kreuzung und zuletzt das Klostergebäude selbst. Nicht nur in der Zeit der tiefsten Finsternis, in der es erbaut wurde, sondern auch in den folgenden Jahrhunderten erfüllte das Kloster seine Sendung erfolgreich, sowohl die Menschen aus Ostböhmen und Nordmähren, aber auch die aus Glatz in der Gefangenschaft religiösen Aberglauben und damit zu unbedingten Gehorsam zu behalten. So überdauerte der ursächliche Gedanke seines Gründers bis zum Schluß: Prozessionen kamen hierher, sogar aus der Slowakei und den übrigen Ländern des ehemaligen Österreich-Ungarn. Es ist daher nicht verwunderlich, als das Kloster im Jahre 1846 nach drei aufeinander folgenden Blitzschlägen niederbrannte, jedoch bald erneuert werden konnte, nicht nur aus Spenden der Wallfahrer, in erster Linie solcher der Grulicher Bürger, die an dem Aberglauben ein schweres Geld verdienten. Dieser Zustand wird im Wesentlichen erst im Jahre 1950 beendet, aber noch heute herrscht die Auffassung vor, daß sich Grulich freuen könnte, wenn das Kloster von neuem als Wallfahrtsort freigegeben würde.

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Seit dem Jahre 1961 dient es als charitatives Heim für überalterte Ordensbrüder und erfüllt so letztlich einen nützlichen Zweck in der menschlichen Gesellschaft.

Während die Bürger reich wurden, verschlechterte sich der Stand der Bauern. Deren Unterdrückung erreichte unter dem obrigkeitlichen Verwalter Pechinsky seinen Höhepunkt.

Im 18. Jahrhundert litt die Stadt unter Pest, Feuersbrünsten und Kriegen: Beide Schlesischen und der Siebenjährige. Wenn es auch in dieser Gegend zu keinen entscheidenden Schlachten kam, war sie doch Schauplatz vieler Scharmützel, Plünderungen und Niederbrennen von Orten. In dem Zeitraum vom 2. Schlesischen Kriege bis zum Jahre 1745 fällt die Schaffung der Wallfahrtsstätte der sogenannten Hl. Dreifaltigkeit. Es ist dies ein Ort in den Wäldern des Ebereschenberges, an den sich die Grulicher Einwohner zurückgezogen, als der Stadt in der kurzen Zeit eines Vierteljahres die dritte Plünderung durch preußische Truppen drohte.

Die Zeit dieser Plünderungen hörte erst mit der Beendigung des Siebenjährigen Krieges auf.

Aber auch die bisher engen wirtschaftlichen Bindungen zwischen Grulich und Glatz, sowie Schlesien, hörten auf zu bestehen und es war notwendig, neue Märkte für den Absatz der im Orte erzeugten Leinenwaren zu erschließen. Der erste von Ihnen wurde im Jahre 1765 Brünn.

Im Jahre 1767 wurde die Stadt von einer schweren Feuersbrunst heimgesucht. Ihr fielen die Häuser am Stadtplatz, sowie in den beiden anliegenden Gassen restlos zum Opfer, sie alle waren nur aus Holz erbaut. Das Feuer brach im Hause des Herrschaftsbesitzers am Stadtplatz aus, wo selbst man ein Fest feierte.

Im Jahre 1791 wurde Grulich der Sitz des regulierten Magistrats. Dessen Amtsräume waren im städtischen Rathaus am Stadtplatz. Es war in den Jahren 1795/96 erbaut worden.

Das Revolutionsjahr 1848 äußerte sich in Grulich durch den Aufstand der Bauern gegen den Schloßobersten Pleskot. Diesen nahm die Nationalgarde in Schutz, denn diese hatte in Grulich  einen ausgesprochen reaktionären Charakter und eine ebensolche Zusammensetzung.

Während der Reorganisation des Landes im Jahre 1850 wurde Grulich Sitz eines Bezirksgerichtes, Steueramtes und Grundbuchamtes; es wurde der Bezirkshauptmannschaft Senftenberg zugeteilt.

Bei der neuerlichen Reorganisation im 1855 wurde in Grulich ein Bezirksamt mit politischem und gerichtlichem Machtbereich geschaffen und dem Kreisamte in Könisgrätz unterstellt. 1868 jedoch wurde der gerichtliche Machtbereich vom politischen abgetrennt, im Wesentlichen erneuert und der grundlegende Stand von 1850 wiederum hergestellt. Grulich  blieb Sitz des Bezirksgerichtes bis zur Losreißung des Grenzgebietes von der Tschechoslowakischen Republik.

Das Erwachen des Kapitalismus und die Schaffung der Bezirksinstitutionen bedeutete für Grulich eine wirtschaftliche Entfaltung.

Weitere Angaben sind zu finden in dem Heimatbuch des Grulicher Ländchen von Franz Veith unter Mitarbeit von Max Hördler, Karl Kautz, Ernst Michalitschke und Johann Peschke; Herausgegeben für die Mitglieder des Vereins Landschaftsrat Adlergebirge, Kreisrat Grulich, 1960 - Druck: Gebrüder Held GmbH, Regensburg.

 

Anschrift: Adlergebirgsarchiv und Heimatstube
Hilde und Ferdl Schwarzer
8264 Waldkraiburg,    Tel. 08638/3682


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